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siehe auch Artikel von Emilio Alfred Weinberg ( Februar 2017) :

Faschismus - auch eine psychische Störung?

Der rechtsnationalistische Höhenflug tiefenpsychologisch und herrschaftskritisch betrachtet :

https://www.graswurzel.net/gwr/2017/02/faschismus-auch-eine-psychische-stoerung/

 

Finstere Zeiten: Brexit, Trumpismus, fast die Hälfte der österreichischen WählerInnen stimmten im Dezember 2016 für Norbert Hofer von der faschistoiden FPÖ. In Deutschland erreichte die rassistische AfD schon bei den Landtagswahlen 2016 zweistellige Ergebnisse. Der Höhenflug der Rechtsaußen ist bedrohlich. In den letzten Ausgaben der Graswurzelrevolution wurde das ausgiebig analysiert (1). Daran knüpft der folgende Beitrag an, der auch psychologische Aspekte des gerne als "Rechtspopulismus" verharmlosten Rechtsnationalismus und Neofaschismus beleuchtet. (GWR-Red.)

Um die gefährliche europaweite faschistoide Entwicklung zu verstehen, ist aus meiner Sicht die Einbeziehung einer tiefenpsychologischen, herrschaftskritischen Perspektive in die Erklärungsversuche notwendig.

Politologische bzw. sozioökonomische Erklärungen sind nicht ausreichend.

Eine fundierte psychoanalytische Sozialpsychologie fragt auf der Ebene des Subjekts: "Worin besteht die psychische Attraktivität einer Identifikation mit bestimmten Aspekten der Gesellschaft? Also, warum übernehmen Individuen etwa antisemitische, rassistische, homophobe oder sexistische Ressentiments, welcher Konflikt, welche inneren Widersprüche, werden mit diesen Ideologemen, diesen gesellschaftlichen Angeboten, schiefgeheilt? Aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive auf die Einzelnen wiederum fragen wir, welche objektiven gesellschaftlichen Strukturen das Subjekt auf eine Position werfen, in welcher die Regression in etwa faschistische Ideologien subjektiv attraktiver wird als das Streiten um eine bessere Gesellschaft, welche weniger schmerzhafte Konflikte produziert." (1)

Diese gesellschaftskritische, teils herrschaftskritische, psychoanalytische Perspektive gibt es schon lange. Drei Meilensteine dieser Perspektive seien hier genannt: Wilhelm Reichs Analyse aus dem Jahre 1933: "Die Massenpsychologie des Faschismus", Erich Fromms Untersuchung (1973): "Anatomie der menschlichen Destruktivität" und das von Emilio Modena 1998 herausgegebene Buch "Das Faschismus-Syndrom. Zur Psychoanalyse der Neuen Rechten in Europa". Zurzeit ist leider eine "umgekehrte Psychoanalyse" im Aufschwung begriffen und feiert in einem großen Maße ihre Triumphe. Statt das dumpf im psychischen Untergrund Schwelende und die frei flottierenden Ängste der Menschen zu klären und ins Bewusstsein zu heben, eignet sich der faschistische Agitator beziehungsweise "Rechtspopulist" diesen "Rohstoff" so an, wie er bereit liegt, und setzt ihn für seine Zwecke in Gang. Tiefenpsychologisch und herrschaftskritisch betrachtet, wird sich zeigen, wie es die ProtagonistInnen der FPÖ und AFD schaffen, "total verschiedene Ebenen unserer psychischen Konflikte zu mobilisieren und zu kanalisieren, sich zugleich unserer realen Konflikte bedienen, alles miteinander vermischen und mit einem explosiven Gemisch aus Realangst, Gewissensangst (Schuld-Angst) und neurotischer Angst Politik machen." (2)

Der Psychologie-Professor Peter Brückner (1922 - 1982), der wegen seines politischen Engagements in den 1970er Jahren zu einer Symbolfigur der emanzipatorischen Neuen Sozialen Bewegungen in Westdeutschland wurde, spricht grundlegend von einem "Faschismus der Gefühle - weit weg vom Kopf". Mitunter wird auch heute ein - anarchistisch gewaltfreies - Erwachsenenbewusstsein von Regungen überrascht und manchmal auch überrumpelt, die plötzlich aus den Tiefenschichten der Psyche aufsteigen, in denen oft auch noch jede Menge "faschistoides Gerümpel" herumliegt, das die Nazi-Vorfahren durch "transgenerationale Transmission" dort hinterlassen haben.

Peter Brückner schildert in seinem autobiographischen Buch "Das Abseits als sicherer Ort" eine ähnlich ambivalente Szene. Er, der sich damals bereits als Antifaschist und Linker begriff, erschrak über eine Regung, die sich seiner angesichts eines elenden russischen Kriegsgefangenen bemächtigte, dem er 1943 begegnete.

Obwohl er wusste, wie brutal russische Kriegsgefangene in deutschen Lagern behandelt wurden, empfand er angesichts des zerlumpten Mannes Abscheu. Begriffe wie "asiatischer Untermensch" schossen ihm durch den Kopf und färbten seine Wahrnehmung ein: "Obwohl ich - oder vielleicht gerade weil ich - glaubte, dergleichen Residuen des Faschismus bei mir nicht suchen zu müssen, hatten sie sich meiner Spontaneität bemächtigt."

Der Gefangene sprach ihn an. "Er sprach fließend deutsch. Es stellte sich heraus, dass er ein Filmregisseur aus Leningrad war. Man kann wohl sagen, dass ich Glück gehabt habe: dass er mich ansprach, und wie er das tat, durchbrach schlagartig den spontanen 'Sekunden-Mechanismus' der Wahrnehmung. Ich hatte Glück (…), weil man eine solche Lehre nicht wieder vergisst."

Sozialisation und narzisstische Schädigung

Auch der Rebell, die Revoltierende oder der gewaltfreie Anarchist werden in dieser Gesellschaft sozialisiert. Alle, die ProtagonistInnen des Widerstandes, die "schweigende Mehrheit" und auch die Herrschenden und ihre HelferInnen sind eingebunden in die permanente Sozialisation in ein destruktives Herrschaftssystem.

Die zwar "grobe", aber tendenziell doch zutreffende Einteilung der sozialen Rollen bzw. Funktionen in den gegenwärtigen kapitalistischen Herrschaftssystemen:

1. in exekutive, ausführende Rollen - für ca. 88% der Menschen
2. in dispositive Rollen für ca. 11%
3. in strategische Rollen für ca. 1% bedingt eine entsprechend differenziert zu betrachtende Sozialisation.

Auch aufgrund der faktisch lebenslangen Sozialisation zum Ausführenden - nicht nur am Arbeitsplatz - dann zum Opportunismus, zur Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten, also zum "Untertanen", leiden potentiell ca. 88% der Menschen in den gegenwärtigen Herrschaftssystemen an einer "narzisstischen Schädigung", die sich in Minderwertigkeitsgefühlen bzw. in brüchigem Selbstwerterleben und starkem Ohnmachtserleben ausdrückt. (3)

Die narzisstische Schädigung der "Dispositiven", derjenigen, die der sogenannten Zwischen-Schicht als AkademikerInnen mit einer gewissem Verfügungsgewalt und Entscheidungsspielraum angehören und auch der elitären "Strategen" (z.B. Top-Manager) zeigt sich oft in einer arroganten Haltung und unrealistischen Selbstüberschätzung bzw. in ausgeprägten Größenphantasien, die aber fragil sind und in sich zusammenfallen können.

Narzisstische Schädigungen sind leider eine sehr fruchtbare Grundlage der Empfänglichkeit für rechte, nationalistische bzw. faschistoide Ideen, die einen Gruppen-Narzissmus mobilisieren: "Wir sind die fleißigen Deutschen" ("Wir sind Deutschland"). So wird nicht der Einzelne selbst, sondern die Gruppe, derer er angehört, Gegenstand seiner Libido bzw. seiner kompensatorischen Größenphantasien, durch die er dann selbst erhöht wird.

So kann gerade das "armseligste" Mitglied der Gruppe durch dieses Erleben, ein Teil der "wundervollsten Gruppe der Welt" zu sein, sich entschädigt fühlen.

Es findet also für alle eine permanente Verinnerlichung der Normen und der das bestehende System stabilisierenden Verhaltensweisen statt.

Dabei entsteht auch ein Geflecht unbewusster Prozesse des "Gesellschaftlichen Unbewussten": "Unbewusst muss (auch) all das werden, was die Stabilität der Kultur, vor allem aber ihre Herrschaftsstruktur bedroht". (4)

Laut Mario Erdheim ist das gesellschaftliche Unbewusste gleichsam ein Behälter, "der all die Wahrnehmungen, Phantasien, Triebimpulse aufnehmen muss, die das Individuum in Opposition zu den Interessen der Herrschaft bringen könnte".

Die Sozialisation im Rahmen herkömmlicher Familien führt zur Ausbildung einer "inneren Selbstzwangsapparatur" (Norbert Elias), die dafür sorgt, dass sich die Menschen oft in ein trostloses Schicksal fügen und eher ein Leben in stiller Verzweiflung bzw. "Kollektiver Trance" führen, als sich aufzulehnen. Diese haben, wie Heinrich Heine bemerkte, den Stock, mit dem man sie geschlagen hat, verschluckt.

Menschen im Widerstand, wie auch ich, haben eher versucht, den Stock wieder auszuspucken. Dies ist ein schwieriger Prozess der Befreiung, der nur durch eine umfangreiche Selbst-Erfahrung, Selbst-Analyse und -Reflexion mit anderen gemeinsam in der Gruppe, unbedingt auch in politischen Aktions-Gruppen, realisiert werden kann.

Real - Angst

Durch die neoliberale Globalisierung des Kapitalismus verursachte totale Ökonomisierung, zunehmende Privatisierung, Prekarisierung der Arbeitsbedingungen bzw. die reale ungerechte Umverteilung von unten nach oben, häufen sich aus meiner Sicht reale Ängste, vor Arbeitsplatz-Verlust, Abstiegsängste und auch Verlustängste für wohlhabendere Schichten, die sich auch auf Rollenverluste z.B. der "Definitionsmacht" beziehen.

Darüberhinaus macht manchen Menschen die zunehmende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen Angst, ebenso die Real-Angst vor der Klimakatastrophe oder vor einem atomaren Krieg.

Der Soziologe Armin Nassehi in der taz vom 31.12.2016: "Es gibt ganz ohne Zweifel ein Problem mit der ökonomischen Prekarisierung mancher Bevölkerungsgruppen, aber damit lässt sich der Erfolg rechtspopulistischen, fremdenfeindlichen und reaktionären Denkens nicht erklären. (...) Es gibt inzwischen ein Prekarität in den wohlsituierten Schichten. Diese sind Modernisierungsverlierer in dem Sinn, dass sie die Autorität verloren haben, widerspruchsfrei zu sagen, was das richtige Leben sei. (…) Der Rechtspopulismus in ganz Europa hat jedenfalls den Fokus von den Verteilungsfragen auf die kulturellen Definitionsfragen verlagert."

Nassehi scheint sich dabei auf die Theorie der "Kulturellen Hegemonie" von Antonio Gramsci zu beziehen. Er betont, dass die Fünfziger Jahre die Utopie der AfD verkörpern würden.

"Fünfziger Jahre" meiner Erinnerung nach: Die Phase der Konformität, die kleinkarierte Zeit des beginnenden "Wirtschaftswunders", die anhaltende bleierne Dominanz der "autoritären Charaktere" in den Schaltstellen der Macht, u.a. die Kontinuität der Nazi-Richter, -Staatsanwälte in der Justiz.

Die Verleugnung und Verdrängung der Nazi-Verbrechen war bestimmend für diese Zeit, ebenfalls die erlaubte Prügelstrafe, der Rollenzwang "Heim und Herd" für die Frau, die sexuellen Tabus, die Homophobie, die Paragraphen 218 oder 175, schließlich die kitschigen "Heile Welt - Filme". Da will die AfD laut AfD-Grundsatzprogramm wieder hin.

Die Restaurierung der "Fünfziger Jahre" als Angst-Bewältigung wäre eine erschreckende "Schiefheilung".

Gewissens-Angst bzw. Schuld-Angst:

"Gewissens-Angst ist Angst vor Schuld", schreibt Horst-Eberhard Richter in seinem Buch "Umgang mit der Angst" aus dem Jahr 1992. Im Kontext psychischer Störungen käme Gewissensangst in vielfältigen Varianten und Maskierungen zum Vorschein.

Sie könne sich im Selbsthass von Depressiven, in manchen Obsessionen von Zwangsneurotikern und Phobikern und in den Erscheinungsformen des moralischen Masochismus ausdrücken. Aber auch in vielen Alltagskonflikten spielt Gewissens-Angst bzw. Schuld-Angst eine erhebliche Rolle. In zahlreichen Paar-, Familien- und Gruppen-Konflikten gehen die Auseinandersetzungen im Grunde darum, dass Schuldige benötigt werden, um sich selbst rein und integer fühlen zu können. Ein Beispiel: Ein Paar hat sich nach jahrelang kompliziertem Zusammenleben auseinandergelebt. Im Grunde wünschen beide insgeheim die Trennung. Indessen erschreckt beide der Gedanke, sich mit der Schuld über die fällige Entscheidung zu belasten. Beide wollen eher Opfer sein, niemand als Täter aus dem Konflikt herauskommen.

Schuld-Angst ist gerade in Deutschland aufgrund der unfassbaren Verbrechen der Nationalsozialisten sehr verbreitet und über den Weg der "transgenerationalen Transmission" auch in den Tiefenschichten der Psyche der Kindes- und Kindeskinder der Erwachsenen-Generation der Nazi-Zeit vorhanden, also auch bei uns. Diese tiefe Schuld-Angst wird aktuell durch faschistoide Politik instrumentalisiert und kanalisiert, findet sich in den Inszenierungen als Opfer der vermeintlichen "Flüchtlings-Flut". Aufkommende Schuldgefühle - "Ich müsste eigentlich helfen - gerade wir Deutschen - , tue dies aber nicht" - werden unbewusst abgewehrt und in Anklagen gewendet. Die ursprünglich leidenden Opfer werden zu Tätern umdefiniert. Zu Tätern, die "die fleißigen Deutschen überfluten und ausplündern wollen".

Neurotische Ängste:

Versagens-Angst

Im Zusammenhang mit den oben beschriebenen narzisstischen Schädigungen, aufgrund des brüchigen Selbstwerterlebens und mangeldem Selbst-Vertrauens, treten häufig Ängste vor dem Versagen auf. Versagens-Angst ist auch immer eine Angst vor der Konkurrenz: Der Andere kann in der kapitalistischen Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft immer der Gewinner sein und ich der Verlierer, der versagt.

Durch den aktuell immer stärker werdenden Leistungs- und Konkurrenzdruck am Arbeitsplatz wird die durch die strukturelle Gewalt der fremdbestimmten bzw. entfremdeten Arbeitsbedingungen ständig erzeugte Versagens-Angst weiter verstärkt. Auch leiden schon immer mehr SchülerInnen in der auf die Arbeitswelt vorbereitenden Sozialisations-Agentur Schule an einer sich steigernden Versagens-Angst: "Angst, etwas nicht lernen oder leisten zu können, nicht zu begreifen, überfordert zu sein, in Prüfungen zu versagen."

"Ich schaffe es nicht (mehr). Ich habe Angst, es nicht (mehr) zu schaffen. Andere schaffen es." Das drückt zunehmend die Befindlichkeit vieler Menschen aus. Versagens-Angst wird ebenfalls von Rechts-Außen bzw. Nationalisten instrumentalisiert und kanalisiert, indem ein abgeschottetes Deutschland als Lösung propagiert wird, wo kein Geflüchteter - als Konkurrent - mehr den Deutschen etwas wegnehmen könne.

Vernichtungs-Angst

Viele Menschen fragen sich, wie es sein kann, dass häufig gerade Opfer von massiver Gewalt und Vernichtung, von Krieg und Vertreibung oder anderen schrecklichen Bedrohungen, später selbst "vernichtende" Tendenzen entwickeln. Die unbewusste Angst-Abwehr-Strategie der "Identifikation mit dem Aggressor" bewirkt dies. Die überflutenden Vernichtung-Ängste sind kaum aushaltbar. Das traumatisierte Opfer und manchmal auch deren Kinder und Kindeskinder wechseln in ihrem unbewussten inneren Erleben gewissermaßen die Seiten. Ein unbewusster Rollen-Tausch findet statt. Nun sind die Vernichtungs-Ängste nicht mehr zu spüren, sie sind gebannt. Dann erleben sich die ursprünglichen Opfer eher als stark und mächtig.

Das erklärt u.a. möglicherweise auch, warum gerade im Raum Dresden PEGIDA einen solch großen Zulauf hat und dort Rassismus so sehr verbreitet ist. Nach meinem Erkenntnisstand wohnen in dieser Region überdurchschnittlich viele ehemals selbst Geflüchtete und Vertriebene bzw. deren Kinder und Kindeskinder.

Wenn nun die oben beschriebenen Real-Ängste raffiniert vermischt werden mit Schuld-Ängsten, Versagens-Ängsten oder Vernichtungs-Ängsten und mit dieser Mixtur auf dem rassistischen und faschistoiden Klavier gespielt wird, ist es für die von diesen Ängsten Betroffenen schwer, den Verführungen von Rechtsaußen zu widerstehen.

Anarchisten und Faschisten

Für Menschen mit anarchistischem Selbstverständnis ist folgende Einschätzung zur besonderen Beziehung von Faschisten und Anarchisten interessant.

"Der Anarchist ist im Inneren des Faschisten anwesend in Gestalt seiner verdrängten Begierden und unterdrückten Wünsche." Der Faschist hält in sich ein anarchistisches Double gefangen, das ins Freie möchte und lebendig sein will und dessen Gefangenschaft er verewigt, indem er gegen die Anarchisten draußen zu Felde zieht. "Äußeres weist innen auf Verschüttetes", wie der Schweizer Schriftsteller Reto Hänny einmal geschrieben hat. Wenn sich bei anderen Menschen Wünsche nach einem Mehr an Autonomie und Lust regen, geraten das Anpassungsgefüge und die Festigkeit der Triebverdrängung des Faschisten in Gefahr. Überall sieht er die Kellerratten der Revolution "aus der Tiefe" herausdrängen und das Land überfluten. Überall muss er "Sümpfe trockenlegen" und "Sauställe ausmisten". "Der Hass des Faschisten ist ein Hass auf Teile der eigenen Person, auf abgewehrte und mühsam in Schach gehaltene eigene Triebwünsche und Begierden." (5)

Wie nun mit all dem umgehen? Was tun?

Meine ersten Ideen: Wir können in Aktions-Gruppen der sozialen und ökologischen Bewegungen die "Selbsterfahrung" und Bewusstmachung der Internalisierungen und des "Gesellschaftlichen Unbewussten", wie es in der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA) gute Praxis war, wieder mehr beleben.

Ich wünsche mir, dass wir eine attraktive, lebensfreundliche, wohlwollende auch lustvolle, herrschaftskritische ko-kreative Kommunikations- und Organisations-Kultur des Widerstands entwickeln.

Als Vorgriff auf eine gewaltfreie und herrschaftslose Gesellschaft gilt es, noch mehr konstruktive Alternativen "eines guten Lebens", Modelle bzw. "Inseln" einer solidarischen und selbstorganisierten Arbeits- und Lebensweise zu schaffen. Den Diskurs können wir über den Zusammenhang von psychischer Befindlichkeit, Angstabwehrstrategien, "Schiefheilung" und politischer Position fördern, indem wir den faschistoiden Kräften konsequent entgegentreten - mit direkten Aktionen des Zivilen Ungehorsams.

Sinnvoll ist aus meiner Sicht auch, den Dialog mit einzelnen Personen aus AfD, FPÖ, Pegida usw. zu suchen und zu versuchen, diese zum Ausstieg zu motivieren. Psychotherapie-Angebote z.B. für alle AfDler, besonders für Ausstiegswillige und ins Schwanken Gekommene, propagieren, denn "Rechtsaußen-Sein" ist auch eine psychische Störung.

Emilio Weinberg

   

 


Anmerkungen

Emilio Alfred Weinberg M.A. ist Psychotherapeut und Sozialtherapeut und seit vielen Jahren im sozialökologischen Widerstand aktiv. Der Graswurzelrevolutionär gehört u.a. der offenen Plattform ausgeCO2hlt und dem Netzwerk ZUGABe an. Er ist Mitinitiator des Bündnisses gegen Braunkohle im Rheinischen Revier.

(1) vgl. Wie ist der Nationalismus zu stoppen? Der faschistische AfD-Flügel, in: GWR 415, S. 3ff.

(1) Tom David Uhlig in: Jungle World, 22.11.2016. Er ist freier Mitarbeiter der Bildungsstätte Anne Frank und Mitherausgeber der "Freien Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie". Gemeinsam mit Charlotte Busch und Martin Gehrlein veröffentlichte er u.a. den Sammelband "Schiefheilungen. Zeitgenössische Betrachtungen über Antisemitismus" (2016. VS-Verlag).

(2) Klaus Ottomeyer. Rechtstrend und Haider-Faszination in Österreich, in: Emilio Modena (Hg.) Das Faschismus-Syndrom. Zur Psychoanalyse der neuen Rechten in Europa. Psychosozial-Verlag. Gießen. 1998. S.99

(3) vgl. Milgram-Experiment. Stanley Milgram kommentierte selbst die Ergebnisse seines nach ihm benannten Experiments: "Ich habe ein einfaches Experiment an der Yale-Universität durchgeführt, um herauszufinden, wie viel Schmerz ein gewöhnlicher Mitbürger einem anderen zufügen würde, einfach weil ihn ein Wissenschaftler dazu aufforderte. Starre Autorität stand gegen die stärksten moralischen Grundsätze der Teilnehmer, andere Menschen nicht zu verletzen, und obwohl den Testpersonen die Schmerzensschreie der Opfer in den Ohren klangen, gewann in der Mehrzahl der Fälle die Autorität. Die extreme Bereitschaft von erwachsenen Menschen, einer Autorität fast beliebig weit zu folgen, ist das Hauptergebnis der Studie, und eine Tatsache, die dringendster Erklärung bedarf." Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment

(4) Mario Erdheim. Die gesellschaftliche Produktion von Unbewußtheit, Frankfurt a. M. 1984.

(5) Götz Eisenberg. "Der Hass auf das Lebendige. Anmerkungen zur Sozialpsychologie des Faschismus - einst und jetzt", in: www.theoriekritik.ch/?p=3111. Götz Eisenberg, geb. 1951, ist Sozialwissenschaftler und Publizist. Er lebt in Gießen und arbeitete mehr als drei Jahrzehnte lang als Gefängnispsychologe im Erwachsenenstrafvollzug. In der Edition Georg Büchner-Club erschien im Juli 2016 unter dem Titel "Zwischen Arbeitswut und Überfremdungsangst" der zweite Band seiner Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus. Dort hat er soeben unter dem Titel "Es ist besser, stehend zu sterben als kniend zu leben! No pasarán!" auch ein Bändchen zum Spanischen Bürgerkrieg veröffentlicht.


 
 
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Im Folgenden ein wichtiger Grundlagen-
Text von
 
Wolfgang Hertle

Stärke durch Vielfalt - Einheit durch Klarheit

Rückblick auf Zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Widerstand in Deutschland und Frankreich seit den 1970er Jahren
Sonntag 30. Januar 2011 von WoHe

Bei der Suche nach Bündnispartnern für gewaltfreie Kampagnen wird oft über unterschiedliche, weltanschauliche Vorstellungen und Verständnisse von Gewalt und Gewaltfreiheit gestritten. Der erfolgreiche Widerstand (1971-1981),der 103 Bauernfamilien auf dem südfranzösischen Larzac-Plateau gegen die Ausweitung eines Truppenübungsplatzes der für viele Basisbewegungen zum Phantasie anregenden Vorbild geworden ist, zeigte eine andere Möglichkeit als endlose Theoriedebatten. Denn nicht alle, die in der Frankreich-weiten Unterstützerbewegung für ein ziviles Larzac aktiv waren, hatten sich von vorneherein und prinzipiell auf Gewaltfreiheit festgelegt. Das heterogene Bündnis hielt sich trotzdem, weil sich die von den betroffenen Bauern gefundene Grundlinie als erfolgreich erwies, d.h. die davon bestimmte gemeinsame Praxis in der Öffentlichkeit Sympathien für die Argumente des Widerstands erwarb und deshalb die Bewegung als moralischen Sieger wirken ließ.

Bei Bündnisgesprächen für geplante Aktionen sollten daher statt Prinzipienstreit möglichst verbindliche Verhaltensregeln verabredet werden. Denn die Akzeptanz des Protestes in der Bevölkerung hängt stark vom einheitlichen Auftreten und eindeutigen Verhalten ab.

Verteidiger der herrschenden Un-Ordnung tendieren dazu, Protestformen als gewaltsam zu diskriminieren, sobald die geltenden legalen Regeln überschritten werden. Obwohl jede Gesetzgebung und deren Auslegung von politischen Machtverhältnissen abhängt, gelingt es den Mächtigen, großen Teilen der Bevölkerung die bestehenden Verhältnisse als normal und damit legitim zu vermitteln. Gesellschaftskritiker, die zur notwendigen Veränderung Gegen-Gewalt nicht ausschließen oder sogar als gerechtfertigt ansehen, vermuten hinter der Position der Gewaltfreiheit die Blindheit von Liberalen gegenüber den Gewalt enthaltenden Verhältnissen, oder gar eine raffinierte Form der Integration von Widerspruch und Protest in das bestehende Herrschaftssystem.

Die Diffamierung radikal gesellschaftskritischer Ideen wie die Bemühungen, Zivilen Ungehorsam zu kriminalisieren, halten viele Menschen von einer Praxis ab, welche die selbstbewusste Darstellung der Dissenshaltung auch gegenüber ihrer Alltagsumwelt fordert und juristische Konsequenzen mit sich bringen kann. Die Rhetorik mancher Pazifisten, der keine entschiedene Tat folgt, macht diese Haltung in den Augen konsequenter Protestierer unglaubwürdig. Manche Demonstrantengruppen sehen Zivilen Ungehorsam als schwächlich an, sie lehnen es ab, sich der Strafverfolgung zu stellen, ziehen es eher vor, aus verdeckter Position Schläge auszuteilen. Ziviler Ungehorsam, der ein passives Gewaltlosigkeits-Verständnis hinter sich lässt, kann also sowohl von Verteidigern als auch von radikalen Kritikern der bestehenden Verhältnisse missverstanden und – wenn auch aus entgegen gesetzten Motiven – abgelehnt werden.

Dabei ist nicht zu übersehen, dass gewaltsame Auseinandersetzungen von Demonstranten mit der Polizei fatale Wirkungen auf die Öffentlichkeit haben, egal ob sie entstehen, weil sich die Gegenseiten magnetisch anziehen oder ob gezielt Provokation eingesetzt wird: Durch einen spektakulären Schlagabtausch wird die Gewalt zum ausschließlichen Thema. Das ursächliche Anliegen wird dadurch verdeckt. Beide Kampfparteien sehen das Unrecht nur auf der jeweiligen Gegenseite und rechtfertigen damit ihre eigenen Handlungen. Damit ver- oder behindern beide Seiten den Bewusstseins- und Lernprozess der Mehrheit der Betroffenen, die eigenen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen. Wechselseitig liefern sie sich den Vorwand und die Rechtfertigung zu mehr Gewaltanwendung. Gewalt macht blind, ihr autoritärer Charakter steht in Gegensatz zum angestrebten Ziel der gesellschaftlichen Selbstbestimmung.

Von Larzac, Wyhl, Gorleben und Heiligendamm bis zum Debakel in Straßburg

Die Außerparlamentarische Opposition in der BRD der Jahre 1967-1969 zerfiel nach 1970 in sehr unterschiedliche Strömungen und es bildete sich insbesondere die breite Bürgerinitiativenbewegung. Am linken Rand der Gesellschaft entstanden Splittergruppen und Kommandos bewaffneten Widerstandes. Daneben gab es zwei Gruppierungen, die aus unterschiedlichen Motiven Gewalt ablehnten. Es war dies einerseits die legalistische Linke, darunter auch die vor dem Hintergrund des KPD-Verbots der 1950er Jahre um ein bürgerliches Image bemühte Kommunistische Partei. Andererseits gab es eine Reihe von gewaltfreien Aktionsgruppen, die bereit waren unter gewissen Umständen mit Zivilem Ungehorsam Gesetzesgrenzen zu übertreten.

In den sozialen Bewegungen blieb die Frage der Gewalt umstritten. Einige populäre Bewegungen – wie die für die Verteidigung eines zivilen Larzac oder die gegen die Errichtung eines Atommeilers in Wyhl – hatten in den 1970er Jahren Erfolg, weil sich breite Bevölkerungsinitiativen mit den Grundgedanken der aktiven Gewaltfreiheit identifizierten und direkte Aktionen durchführten. Dies trifft auch für die noch viel breitere Bewegung gegen die Atom-Raketenstationierung in den 1980er Jahren zu, die zwar nicht unmittelbarer Auslöser für die Demontage der Raketen ab 1988 war, aber doch einen wichtigen Kontext dafür darstellte und die mit Abstand größten Protestaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hervorbrachte.

Parallel dazu begann in den 1980er Jahren die neu gegründete Partei der Grünen viele außerparlamentarische Kräfte zu absorbieren. Etliche Aktivisten schufen sich in konstruktiven Alternativen und Lobby-Organisationen von Spenden finanzierte oder von staatlichen Fördergeldern abhängige Arbeitsplätze. Die zunehmende Institutionalisierung des Protestmilieus half, das Gedankengut der meist kurzlebigen Basisinitiativen im Bewusstsein einer breiteren Bevölkerung zu verankern; andererseits fand durch Parteipolitik und staatliche Subventionen eine schleichende Integration der Opposition statt. Gewaltbereite Strömungen wie Maoisten oder Autonome boten dazu keine Alternative.

Aus dieser Erfahrung entwickelte sich die Einsicht gewaltfreier Gruppen, sich eigenständig organisieren zu müssen. Es galt, Aktions- und Organisationsformen zu entwickeln, die es zunehmend mehr Menschen ermöglichen, sich zu beteiligen. Für Gruppen, die Gewalt einplanen oder nicht ausschließen, ist es vorteilhaft, ihre Aktionen im Schutze größerer Demonstrationen zu lancieren. Die darauf folgende staatliche Repression trifft dann auch viele Menschen um sie herum, die für sich selbst solche Aktionen ausschließen würden. Gewaltfreie Aktionen sind indessen unmöglich, wenn z.B. in unmittelbarer Nähe Steine geworfen werden. Die Kampagne „X-tausendmal quer“ gegen die Atommüll-Transporte entstand aus dieser Einsicht. Nach chaotischen und für Viele unbefriedigenden Aktionen in Gorleben 1995 und 1996 war die Konsequenz gewaltfreier Atomkraftgegner nicht, Gewalt anwendende Gruppen zu denunzieren, sondern bewusst auf räumlichen Abstand zu ihnen zu gehen. Der massenhafte Zuspruch zur gewaltfreien Straßenblockade 1997 vor dem Castor-Verladekran in Dannenberg bewies das große Bedürfnis nach Eindeutigkeit. Die Protestbereiten in der Bevölkerung wollten wissen, wie die Mit-Demonstranten zu handeln planten. In einem gut organisierten Zeltlager fanden öffentliche Trainings in gewaltfreier Aktion und die Bildung von Bezugsgruppen statt. Solche Camps in der Nähe des Aktionsortes sind wichtig, um die Mitstreiter aus anderen Orten kennenzulernen und sich gemeinsam auf die Aktion vorzubereiten.

Die Kampagne „X-tausendmal quer“ nutzte die Erfahrungen der gewaltfreien Blockaden gegen die Raketenstationierung der 1980er Jahre und zog kritische Teile der Ökologie- und Friedensorganisationen an. Besonders Jugendliche fühlten sich bei Sommercamps und selbstorganisierten Kongressen freier als in den Verbänden der Erwachsenen. Die lebendige Basisdemokratie in Bezugsgruppen und das Konsensprinzip entsprach ihrem Politikverständnis. So verbreiteten sich das Gedankengut und die Aktionspraxis der gewaltfreien Aktionsgruppen auf größere Kreise und fanden Anwendung in neuen Themenfeldern wie z.B. Genmanipulation von Nahrungsmitteln, zunehmende Militarisierung sowie die profitorientierte Globalisierung. Zur gegenseitigen Stärkung dieser verschiedenen Kampagnen wurde u. a. das lockere Netzwerk ZUGABE (Ziviler Ungehorsam – Gewaltfreie Aktion–Bewegung) und die „Bewegungsstiftung“ gegründet.

Im Laufe der Jahre näherten sich Teile der autonomen und der gewaltfreien Bewegung einander an. Vor dem G 8-Gipfel in Heiligendamm im Juni 2007 kam es zu pragmatischen Vereinbarungen für die Blockade-Aktionen, das heißt: selbst keine Gewalt anzuwenden, aber auch den Begriff „gewaltfrei“ zu vermeiden. Nachdem es bei der Eröffnungskundgebung der Protestwoche am 2. Juni 2007 beim Stadthafen von Rostock dennoch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen dem „Schwarzen Block“ und der Polizei kam, sahen es alle Beteiligten als Erfolg an, dass in den Folgetagen trotz Polizeiketten sämtliche Zufahrten zum Gipfel-Treffen mit „weichen“, aber wirksamen Techniken massenhaft blockiert wurden. Manche ehemalige Straßenkämpfer bezeichneten sich selbst als Post-Autonome, was gewaltfreie Aktivisten hoffen ließ, dass sich der Prozess in Richtung prinzipieller Gewaltfreiheit weiterentwickeln würde.

Die Vorbereitungen auf die Blockade des G8-Gipfels in Heiligendamm dauerten ca. 18 Monate. Die pragmatische und insgesamt wirksame Einigung zwischen Gewalt ablehnenden Gruppen und dem Konzept der Gewaltfreiheit skeptisch gegenüberstehenden Strömungen ist erstaunlich und ermutigend. Die Protestaktionen in Straßburg im April 2009 anlässlich des NATO-Gipfels und des 60-jährigen Bestehens des westlichen Militärbündnisses zeigten jedoch, dass nicht vorschnell von einem Schauplatz auf den nächsten geschlossen werden darf, da die Situationen und politischen Bedingungen sehr unterschiedlich sein können.

Der Protest gegen den NATO-Gipfel in Straßburg 2009

In Straßburg agierten sehr verschiedene Kräfte in der Auseinandersetzung mit einer Regierung, welche die örtlichen Behörden zu einer rigiden Linie zwang: Keine Demonstration in der Straßburger Innenstadt! Idealerweise laden ortsansässige Gruppen zu gemeinsamen Aktionen ein. Wenn sich in der Vorbereitung die Kenntnis der lokalen Verhältnisse mit den Erfahrungen von Demonstranten aus anderen Konflikten verbinden, können Aussage und Form der Aktion gegenüber der regionalen Öffentlichkeit am ehesten vermittelt werden. Eine schwache Basis vor Ort ist von außen kaum ersetzen. Die NATO ist aber auch kein rein lokales Problem, daher war es legitim und notwendig, dass in Straßburg Menschen aus vielen Ländern gegen den NATO-Gipfel protestierten.

Im „International Coordinating Comitee No-to-Nato 2009“ (ICC) gab es Befürchtungen, Aktionen Zivilen Ungehorsams könnten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen und die Großdemonstration gefährden. Deshalb organisierte das ICC keine Blockaden. Erst im Februar wurde eigens für Aktionen Zivilen Ungehorsams in Straßburg das lose Bündnis „Block-NATO“ gegründet. Es bestand u. a. aus den deutschen Gruppierungen Interventionistische Linke, Avanti und Solid, den französischen „désobéíssants“ („Die Ungehorsamen“) und dem internationalen gewaltfreien NATO-ZU Bündnis, dem Gruppen der War Resisters` International (WRI) aus Belgien, England, Spanien sowie deutsche gewaltfreie Gruppen angehörten. Französische gewaltfreie Organisationen wie „Mouvement International de la Reconciliation“ (MIR), „Union Pacifiste de France“ (UPF) oder „Mouvement pour une Alternative Nonviolente“ (MAN) mobilisierten nicht für die Blockaden in Straßburg, auch nicht deren Gruppen aus dem Elsass. Sie haben diese Enthaltung aber nicht öffentlich begründet. Auch in den gewaltfreien Gruppen in Deutschland gab es Skepsis, weil im Vorfeld aus Frankreich fast nur von der harten Polizei-Linie und von der drohenden Gewalt von „Autonomen“ zu hören war.

Sprachprobleme behinderten zudem die Zusammenarbeit zwischen Gruppen beidseits des Rheins. Englisch als Brückensprache ist nicht ausreichend. Zum sprachlichen kam das Problem unterschiedlicher politischer Kulturen hinzu. So wird z. B. in Frankreich der Begriff Blockade (im Deutschen mit der Konnotation „gewaltfreier Sitzstreik“) oft als Barrikade (und gewaltsame Auseinandersetzung mit der Polizei) verstanden. Umgekehrt sind „‚Militante“ im Französischen „politisch aktive Menschen“, im Deutschen: politisch argumentierende Gewalttäter …

Manche meinten, es gebe in Frankreich keine mit deutschen Kampagnen vergleichbare Tradition Zivilen Ungehorsams. Die kollektive Erinnerung an die populären Beispiele gewaltfreien Widerstandes wie auf dem Larzac, bei LIP (einer Uhrenfabrik in Besançon, die Mitte der 1970er Jahre von den Arbeitern besetzt und in eigener Regie weitergeführt wurde), sowie in Marckolsheim/Elsass (wo der Bau eines Bleichemiewerkes von der Bevölkerung verhindert wurde), ist offensichtlich verblasst. In den 70er Jahren fuhren viele Mitglieder bundesdeutscher gewaltfreier Aktionsgruppen nach Frankreich, um von den ökologischen, antimilitaristischen und gewaltfreien Bewegungen Geist und Praxis Zivilen Ungehorsams zu lernen.

Bis zum Schluss gab es im Mai 2009 keine Einigung mit den Behörden in Straßburg über die Demonstrationsroute, sondern lediglich über den Startpunkt. Die Behörden wollten auf keinen Fall dass die Marschsäule das Stadtzentrum berührte, während es für die Organisatoren unannehmbar war, sich nur im Hafen- und Industriegebiet bewegen zu dürfen.

Erst eine Woche vor Beginn des NATO-Gipfels kam es zu Vereinbarungen über ein Camp. Zeltlager sind sinnvoll für eine selbstorganisierte Vorbereitung von Aktionen, aber sie können auch missbraucht und zweckentfremdet werden. “Block NATO“ bezog mit vielen anderen Gruppierungen das „village“ am Straßburger Stadtrand. Nicht vorausgesehen wurde das Ausmaß an Konflikten zwischen der Polizei und einigen Menschen aus dem Camp. Gewaltfreie Demonstranten mussten wiederholt gegen „kämpferische“ Selbst-Inszenierungen durch provozierende Gruppen intervenieren, um die Räumung des Camps zu vermeiden.

Am Abschlusstag kam es auf der französischen Seite der Europabrücke zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Folge, dass die zehntausend auf der deutschen Rheinseite in Kehl von der Polizei aufgehaltenen Demonstranten nicht an ihr Ziel kamen und die Kundgebung im Straßburger Hafenviertel im Chaos endete. Letztlich war nicht eindeutig zu erkennen, wer mit in welcher Absicht Chaos und Gewalt organisierte. Leider gingen auch die trotz starker Polizeipräsenz durchgeführten gewaltfreien Straßenblockaden in der Innenstadt in den Meldungen von Brand und Zerstörung weitgehend unter.

Bedingungen und Schritte gesellschaftlicher Veränderung

Politisch kommt es m. E .darauf an, möglichst vielen Menschen kritische Inhalte näherzubringen und sie zu ermuntern, sich zu wehren. Radikalität besteht nicht darin, unter Gleichgesinnten Bekenntnisse zur Notwendigkeit von Revolution auszutauschen. Der Wandel der Gesellschaft kann nicht ohne Änderungen im Bewusstsein der „Normalbürger“ und ohne ihre Mitwirkung erfolgen. Wenn sich basisdemokratische Bewegungen von „Schwarzen Blocks“ durch den Vorwurf der Spaltung in eine falsch verstandene Solidarität zwingen lassen, schaden sie ihrer eigenen Sache, weil die Öffentlichkeit für ein solches Verhalten kein Verständnis aufbringt. Für die Anwohner im Straßburger Hafenviertel waren die Auseinandersetzungen vor ihrer Haustür unverständlich, sie bekamen keine Erklärung für das Geschehen, außer, dass die jeweilige Gegenseite angegriffen habe und dass Verteidigung legitim sei. Neben einem ausgedienten Zollgebäude wurde ein großes Hotelgebäude sowie die einzige Apotheke des Viertels in Brand gesteckt. Zwischen den Fronten Stehende mussten fürchten, von Steinen oder Tränengas getroffen zu werden, die jederzeit von allen Seiten kommen konnten. Das ist eine Form von Terror, d.h. die Verbreitung allgemeiner Angst mit der Folge politischer Apathie oder dem Ruf nach dem starken Staat, der für Sicherheit, Ruhe und Ordnung sorgen soll.

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Sinnvoll ist es dagegen, verstärkt mit Mitgliedern der Friedens- und Anti-Kriegs-Organisationen des „mainstream“ zu diskutieren, also mit bereits prinzipiell Motivierten, und sie zu schärferen Analysen und konsequenterem Handeln zu bewegen. Mit ihnen zusammen ist die Aufgabe leichter, politisch noch nicht aktive MitbürgerInnen anzusprechen.

Welche Zielgruppen sind für wirksame Gesellschaftsveränderungen wichtiger? In erster Linie Menschen, die das bestehende politische und wirtschaftliche System radikal ablehnen? Oder die Mehrheit der von diesem System Betroffenen, die dieser Kritik, wenn auch nur in Teilen, zustimmen? Zweifellos ist es anstrengender, sich mit Menschen mit konventioneller bis konservativer Grundeinstellung auseinanderzusetzen als mit weitgehend Gleichgesinnten. Eine tiefgreifende Veränderung der Gesellschaft, insbesondere eine gewaltfreie, erfordert geduldige Überzeugungsarbeit. Die gewaltfreie Bewegung wendet sich auch und gerade an Menschen, die für die bestehende Gesellschaft typisch sind, an die Vielen, die unter den Verhältnissen leiden, denen aber (noch) nicht bewusst sind, wie ihr Leid zustande kommt, wer davon profitiert und vor allem, dass ihr eigenes Verhalten (mitmachen statt widerstehen) dazu beiträgt, dieses gewalthaltige System aufrecht zu erhalten.

Zwei in letzter Zeit erfolgreiche Bewegungen in Deutschland, nämlich die gegen genmanipulierte Nahrungsmittel und die gegen Bombenabwurfsplätze, illustrieren, dass auch relativ konservative Bevölkerungsschichten von gewaltfreien Gruppen so angesprochen werden können, dass ihre Parlamentarier sich schließlich den Forderungen ihrer Wähler anschließen müssen. Solche Prozesse verändern die Gesellschaft nicht von Grund auf, aber die Beteiligten lernen, dass die Verhältnisse veränderbar sind.

Es geht darum, Impulse zu geben, die es Menschen ermöglichen, ihre Einstellungen und Haltungen zu verändern. So sind nach Umfragen zu urteilen etwa 64 % der deutschen Bevölkerung dafür, dass die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen wird. Auf der Straße fordert das bisher nur eine kleine Minderheit, von der ein größerer Teil aus politisch unbedeutenden politischen Gruppen stammt. Auch Demonstrationen und mehrtägige Märsche bieten Lernchancen, mögen sie auch für Aktivisten, die mehr Druck erzeugen wollen, langweilig sein. Für viele Menschen sind das erste Schritte, auf die radikalere Aktionsformen folgen können. Deshalb ist es nötig, Organisationsformen zu entwickeln, die ein Gegengewicht zur Anonymität in der Masse bilden und ein Klima der Gewaltfreiheit begünstigen.

Direkte Aktion und Ziviler Ungehorsam sind unmittelbarer Ausdruck empörter Betroffener, sich gegen Unrecht zu wehren. Sie setzen damit in ihrem Wohn- und Arbeitsalltag allgemein verständliche Zeichen des Protestes. Das ist so ziemlich das Gegenteil zu den Ereignissen an der Europabrücke in Straßburg, wo selbstherrlich handelnde Vermummte und agents provocateurs sich ein Scheingefecht gegen die bewaffnete Staatsmacht lieferten, was vor allem dazu führte, dass die wohlbegründete Ablehnung der NATO Zehntausender Demonstranten im Qualm brennender Häuser und in Wolken von Tränengas verschwand. Vorbereitung auf Aktionen Zivilen Ungehorsams und Selbst-Verpflichtung auf gewaltfreies Verhalten

Eine politische Konsequenz aus den Ereignissen in Straßburg ist es m. E., in Zukunft Aktionen Zivilen Ungehorsams in eigenen Camps an getrennten Orten zu organisieren und von den TeilnehmerInnen die eindeutige Bejahung der Grundsätze zu fordern, die gewaltfreie Aktionen erst ermöglichen.

Vorrangig sollte die Bündnisarbeit innerhalb des politischen Spektrums von Organisationen verstärkt werden, die sich für direkte gewaltfreie Aktion und Zivilen Ungehorsam aussprechen. Die bewusste Zusammenarbeit von Kampagnen wie „X-tausendmal quer“, „Gewaltfrei Atomwaffen abschaffen“, „Gendreck weg“ usw. unter dem Dach von ZUGABE ist ein wichtiger Schritt. Die bundesweit agierenden Kampagnen sollten durch lokale und regionale "Querstreben" verstärkt werden: Zur Vorbereitung einer größeren Aktionen wie z.B. in Gorleben organisieren dann alle interessierten Gruppen an ihrem Wohnort gemeinsame Treffen zur Information über die geplanten Großaktion Zivilen Ungehorsams, um evt. gemeinsam Aktionstrainings oder die Anreise zum Ort der Aktion vorzubereiten. Auch wer nicht an der zentralen Großaktion teilnehmen kann, findet hier Menschen, die bereit sind, durch begleitende Unterstützungsaktionen an ihrem Heimatort mitzuwirken.

Die in über 50 Städten dezentral organisierten Larzac- Komitees oder die Gorleben-Freundeskreise nach dem Motto "Larzac (bzw. Gorleben) ist überall!" können hier Vorbild sein. Sie führten damals zu weiteren Synergie-Effekten, die die überregionale Zusammenarbeit auf lokaler Ebene verstärkten und ergänzten. Die örtliche Nähe hat den Vorteil, dass mehr Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters sich bereits im Vorfeld begegnen und austauschen können. Auch Nicht-Organisierte können sich Arbeits- und Bezugsgruppen anschließen, die dann nicht erst in letzter Minute am Aktionsort gebildet werden müssen. Damit wird auch die Auswertung nach der Aktion erleichtert und die Möglichkeit der Fortführung über den kurzfristigen Anlass hinaus – wenn das Kennenlernen in der Aktion Lust an gemeinsamer Weiterarbeit geweckt hat.

Besonders wichtig finde ich, die gewaltfreie Position klar und unmissverständlich darzustellen. Die gewaltfreie Bewegung muss sich kontinuierlich bemühen, diese Haltung über die eigenen Kreise hinaus zu verbreiten und sie gleichzeitig zu vertiefen.

Offenes Visier: Wir haben nichts zu verbergen, wollen weder Konspiration noch Vermummung. Wir stehen zu unseren Aktionen, wir möchten überzeugen und werden uns notfalls mit unserer ganzen Person gegen die organisierte Gewalt stellen.

Ohne Illusion: Die Staatsmacht ist vom Gewaltpotential aus betrachtet eindeutig stärker als jede Protestbewegung. Unser Ziel kann nur sein, die Gegenseite mit moralischen Mitteln zu "entwaffnen". Ziviler Ungehorsam ist herausfordernd, provoziert und dramatisiert latente Konflikte, stellt Gewalt beinhaltende Teile des herrschenden und von der Legalität meist gedeckten Gefüges in das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Es dauerte in der Geschichte lange und kostete große Opfer der Betroffenen, bis legitime Anliegen wie Abschaffung der Sklaverei, Frauenwahlrecht, Streikrecht oder Kriegsdienstverweigerung allgemein anerkannt und legalisiert wurden. Je mehr Elemente des Gesellschaftssystems infrage gestellt werden, umso differenzierter muss auch unser Bemühen werden, in jedem einzelnen Bereich das Unrecht aufzuzeigen und alternative Regeln des Zusammenlebens zu finden – auf dem Weg zu einer immer gewaltärmeren und zugleich geistig reicheren (Welt-) Gesellschaft.

Die gewaltfreie Gesellschaftsveränderung, für die wir eintreten, begreift die vielfältigen, Gewalt mit sich bringenden Probleme der Gesellschaft als komplex zusammenhängende Teile eines Gesamtsystems und nicht als zufällige Schönheitsfehler. Kriegsgefahr ist z.B. nicht allein durch Abschaffung der Wehrpflicht zu bannen. Es ist notwendig, punktgenaue Kampagnen zu organisieren, aber gleichzeitig die Zusammenhänge mit anderen Konflikten zu sehen und die gegenseitige Unterstützung der Kampagnen und Bewegungen zu fördern.

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Zusammenfassend: Es wird keine gewaltfreie Gesellschaft ohne Gerechtigkeit und Basisdemokratie geben, das heißt: Gewaltfreiheit als Ziel verlangt Abbau aller gewaltförmigen Herrschaftsmittel und Strukturen auch auf dem Weg dorthin. Sie richtet sich zwangsläufig gegen wesentliche Elemente des Staates wie Militär, Rüstungsproduktion und auch Polizei, sofern sie einseitig zum Schutz der Privilegien von wenigen eingesetzt wird. Dem Staat darf nicht der Vorwand geliefert werden, die Repression zu verstärken, weil er stets vom Schlimmsten ausgehen "muss", um sich dagegen zu schützen. Wenn der Öffentlichkeit klar ist, dass wir uns gegen massive gesellschaftliche oder industrielle Gewalt wenden und dabei bewusst keine Gegengewalt ausüben, haben wir die besseren Chancen, zu überzeugen und viele Menschen zu Widerstand (oder zum Verständnis und zur Sympathie für den Widerstand Anderer) zu bewegen. Dann können Situationen herbeigeführt werden, in denen auch der stärkste Staat einsehen muss, dass bestimmte Ziele politisch nicht durchsetzbar sind. Gewaltfreie Aktionen und Kampagnen sollten zugleich Lernfelder für weitergehende Gesellschaftsveränderung sein. Gewaltfreie Aktionsgruppen sollten sich ernsthaft um Austausch und Gesprächskontakt mit den "Einheimischen" bemühen, auch wenn dies anstrengender ist, als im Kreis Gleichgesinnter und Gleichaltriger aus den vertrauten Milieus zu bleiben.

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  • Emilio Alfred Weinberg
    • LEBENSLAUF  auch Politischer Lebenslauf
    • M.A. der Pädagogik, Soziologie und Psychologie

      Appr. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

      Psychodrama - Leiter (DFP / DAGG)

      Sozialtherapeut und Soziodramatiker

    • Geburtsdatum/ Ort: 13.3.1955 in Aachen

       

      Anschrift: Krielerstr. 13, 50935 Köln

      Telefon: 0172 / 4163 788

       

      Familienstand: verheiratet, 1 Tochter, 1 Sohn, 1 Enkelkind

       

      POLITISCHER LEBENSLAUF:

       

      1969  erstes Engagement in der 68´iger Schüler- und Studentenbewegung, Schülerstreiks usw.

      Teilnahme an „Rote-Punkt“- Blockaden in Aachen

        

      1970 - 1973  phasenweise Engagement bei „Numerus-Clausus“ Streiks, Demonstrationen usw.

       

      1973 - 1980  Mitarbeit bei verschiedenen Studenten- Organisationen:

      undogmatische linke Basisgruppen,

      Kommunistischer Studentenveband (KSV) als Sympathisant 1973 - 1976,

      ASTA - Ökologie-Referat (ab 1978)

      Anti-AKW-Bewegung und Ökologie-Bewegung seit 1975

       

      1980 - 1998  im Umfeld der GRÜNEN, phasenweise aktive Mitgliedschaft, zeitweilig aktiv beim BUND und bei GREENPEACE,

      weiter aktiv in Sozialen und Ökologischen Bewegungen

       

      1999 - 2005  in Wien aktiv bei ESD – European Association for the Promotion of Sustainable Development, der Initiative für Zivilgesellschaft und bei Attac

       

      2005 - bis heute  aktiv bei Attac Köln und im Widerstand im Rheinischen Braunkohlerevier, Mitbegründer von

    • www.ausgeco2hlt.de

    • seit 1977 Orientierung an :

    • dem Konzept der „Gewaltfreien Aktion“ http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Aktion

    • der herrschaftskritischen „Graswurzelrevolution“ - für eine gewaltfreie und herrschaftslose Gesellschaft  durch Direkte gewaltfreie Aktionen, siehe:

    • https://www.graswurzel.net/gwr/
    • seit 2012  Orientierung an:
    • http://www.netzwerk-zugabe.de/

 

  • ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- BILDUNG

    • 1973  Abitur Aachen
    • 1973 - 1980  Studium der Pädagogik, Soziologie und

      Psychologie RWTH Aachen

    • 1981- 1982   Studium der Philosophie und Romanistik Universität Heidelberg

             1982 - 1984   Aufbau-Studium in Gesundheits-Bildung

  •          RWTH Aachen, Seminar für Humanbiologie,

  •          bei Prof. Dr. med. Brilla

    • 1985 - 1986  Ausbildung (Vollzeit) zum Sozialtherapeuten Institut für Psychodrama, Köln

      Schwerpunkte : Familientherapie / Psychodrama

       

      1985 - 1997  Ausbildung zum Psychodrama - Leiter Institut für Psychodrama, Köln

       

      1986 - 2014  Fortbildungen : Kinder- und Jugendlichen- 

      Psychotherapie, Paartherapie, Trauma-Therapie, Soziodrama

    • DFP, DAGG, ÖAGG, WCP, IAGP,

      ARGE / Akademie für Psychoanalyse Wien

       

      BERUFSTÄTIGKEIT :

       

      1973 - 1975  während des Studiums Teilzeittätigkeit in einer

      Kindertagesstätte Caritas Aachen

       

      1982 - 1985  wissenschaftlicher Angestellter am Seminar für

      Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik RWTH Aachen

       

      1986 - 1988  freiberufliche Tätigkeit als Sozialtherapeut Aachen

       

      1988 - 1990  wissenschaftlicher Angestellter am Institut für

      Soziologie RWTH Aachen

       

      1991 - 1994  Sozialtherapeut / Youthworker im SPZ für

      Alkohol- und Drogenfragen Caritas Düren

       

      1993 - 2000  Lehrbeauftragter am Institut für Sozialpädagogik Universität Lüneburg

       

      1995 - 

    • Psychotherapeut in eigener Praxis -  Aachen, Wien, Region Köln

       

      1997 – 2013  Gast-Dozent an den Psychodrama-Instituten in  Köln, Wien, Überlingen, Hamburg

       

      seit 1999  Referent bei verschiedenen internationalen Kongressen

     

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      Selbstverständnis von ZUGABe

      Gewaltfreie Aktionen Zivilen Ungehorsams sind für uns nicht nur Folge einer pragmatischen Entscheidung für ein medienwirksames Spektakel. In der Aktion machen alle Beteiligten deutlich, dass sie in dem vorliegenden Konflikt - nachdem andere, weniger drastische Möglichkeiten ausgeschöpft sind - zur Abwendung schlimmer Folgen bereit sind, persönliche Risiken in Kauf zu nehmen und Gesetze zu übertreten. Sie stehen für ihr Handeln ein und begründen es gegenüber Medien, MitstreiterInnen und "Gegnern", häufig auch vor Gericht.

      In der Aktion bedeutet gewaltfreies Handeln, nicht nur keine Gewalt gegen Menschen anzuwenden, sondern auch den Kontrahenten ihre Würde zu lassen und z.B. PolizeibeamtInnen, deren Rolle im Konflikt oft sehr problematisch ist, als Menschen auch verbal nicht anzugreifen.

      Gewaltfreie Aktion drückt sich auch in der Zusammenarbeit der AktivistInnen aus: Sie ist gekennzeichnet von gegenseitiger Achtung, dem Abbau von Hierarchien sowie Arbeits- und Entscheidungsstrukturen, in denen Verschiedenartigkeit und persönliche Stärken nebeneinander zur Geltung kommen können.

      Für viele von uns steht hinter gewaltfreien Aktionen Zivilen Ungehorsams auch eine Vision einer Gesellschaft ohne Hierarchie und Gewalt. Schon auf dem Weg dahin wollen wir unsere Ideale praktizieren.

     

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